Hintergründe der Aufschrift „Für alle“ auf dem Hochkreuz des Hauptfriedhofes Mönchengladbach

Wer von der Peter-Nonnenmühlen-Allee auf den Eingang des städt. Hauptfriedhofes zusteuert, der sieht dort auf einer kreisrunden Fläche ein Gefallendenkmal in der Form eines Hochkreuzes stehen, welches aus einem stilisierten, gemauerten Sarkophag herausragt. Vorn auf dem Sarkophag lautet eine Aufschrift: „Für alle“. Was dieser Satz zu sagen hat, erschloss sich über lange Jahre eigentlich niemandem, der oder die nicht Zeitgenoss*in des Zeitpunktes der Einweihung dieses Denkmals im Frühjahr 1934 gewesen war.

Die „Geschichtswerkstatt  Mönchengladbach“ und die Theo-Hespers-Stiftung hatten schon vor über 20 Jahren damit begonnen, auf die besonderen Umstände dieses Denkmals hinzuweisen, doch fanden sie dafür zumindest im offiziellen lokalen Politik- und Verwaltungsbetrieb kein offenes Ohr. Nun hat Oberbürgermeister Felix Heinrichs sich dieses Gegenstandes angenommen und im Frühjahr d.J. eine Hinweistafel mit folgendem Text (siehe Foto) aufstellen lassen:

Hinweistafel vor dem Hochkreuz-Denkmal auf dem städt. Hauptfriedhof Mönchengladbach
Foto: Karl Boland

Die lokale NSDAP hat danach immer ihren „Heldengedenktag“ am Hochkreuz durchgeführt. Davon zeugen zahlreiche Fotos, die im Stadtarchiv zu finden sind. Diese zeigen die aufmarschierte lokale Nazi-Prominenz zusammen mit SA-, SS- und Wehrmachtsangehörigen vor dem mit Fahnen und Kränzen geschmückten Denkmal. Der Löwe dagegen wurde Ende der1960er Jahre sozusagen Opfer des Straßenbaus an der Herman-Piecq-Anlage; er wurde abgebrochen und auf dem Hauptfriedhof in eine große Grube gekippt, wo er heute noch ruht.

 Das offizielle Totengedenken am Totensonntag im November wird heutzutage weiterhin am Hochkreuz durchgeführt. Nur mit dem Unterschied, dass man nun mit Hilfe der Informationstafel entnehmen kann, mit welcher Widmung man es dort zu tun hat. Auch kann man hier lernen, mit welchen groben Irrtümern Zeitgenoss*innen leben müssen, wenn ihnen wichtige historische Informationen vorenthalten bleiben. „Für alle“ meint also niemanden, der im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen ist, denn dafür wurde es zu früh aufgestellt. Und die in diesen Satz eingeschlossenen „brauen Helden“ muss man sich wegdenken.