Ausstellung zu Justiz und Nationalsozialismus im Landgericht Mönchengladbach eröffnet

Nachdem sie coronabedingt zwei Jahre lang verschoben werden musste, konnte nun endlich am 17. Mai 2022 die Ausstellung „Justiz und Nationalsozialismus“ im Rahmen einer Feierstunde eröffnet werden. Landgerichtspräsident Siegfried Mielke wies in seinen einleitenden Worten auf die Tatsache hin, dass sich Juristen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland für die Zwecke des NS-Regimes einspannen ließen und dabei einen starken Ehrgeiz entwickelten. Hitler machte zu keiner Zeit aus seiner Verachtung gegenüber dem Juristenstand einen Hehl, für ihn war das Recht ein Instrument zur politischen Herrschafts- und Terrorausübung. Und die Justiz machte sich ihm mehr und mehr dienstbar. In der Zeit nach 1945 konnten zahlreiche hochrangige Vertreter des NS-Justiz, die sich in der Zeit der Diktatur schwerer Vergehen schuldig gemacht hatten, wieder unbehelligt im Justizsystem der jungen Bundesrepublik in Karriere fortsetzen.

 Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der Dokumentations- und Forschungsstelle der Justizakademie Nordrhein-Westfalen, dessen Leiter Staatsanwalt Christoph Köster anwesend war. Die Ausstellung besteht aus fünf Aufstellelementen für den allgemeinen Teil des Problems und wird ergänzt um einige Tafeln zur Rolle der Mönchengladbacher Gerichte im Nationalsozialismus. Hier waren zwar keine Sondergerichte angesiedelt, doch wurden auch hier nach 1935 Zuchthausstrafen gegen Juden verhängt. Staatsanwalt Köster drückte sein Befremden darüber aus, dass er z.B. neulich bei einer juristischen Prüfung davon Kenntnis nehmen musste, dass ein/e Kandidat*in auf die Frage nach dem Namen Roland Freisler, dem Präsidenten des furchtbaren Volksgerichtshofes in der NS-Zeit, keine Antwort geben konnte. Historisches Wissen über die NS-Zeit sei auch heute leider keine Selbstverständlichkeit beim juristischen Nachwuchs.

 Am Amtsgericht Mönchengladbach befand sich ab 1934 das sogenannte Erbgesundheitsgericht. Hier wurde im Laufe der Jahre über angeblich erblich belastete Frauen und Männern, viele z.B. auch aus der ev. Pflegeanstalt „Hephata“, entschieden, ob sie auch gegen ihren Willen sterilisiert werden sollten. Was dann in mehreren hundert Fällen auch geschah. Der Leiter des Stadtarchivs in Mönchengladbach, Dr. Helge Kleifeld, berichtete in seiner Festansprache über das Schicksal einiger dieser betroffenen Menschen. Im Archiv befinden sich über 400 Akten aus dem Gesundheitsamt in Mönchengladbach, die aus der NS-Zeit stammen und das Schicksal der Betroffenen dokumentieren. Im Rahmen einer studentischen Bachelorarbeit werden diese Akten zurzeit ausgewertet.

 Die Eröffnungsfeier zur Ausstellung auf dem Flur vor dem großen Verhandlungssaal im Landgericht war gut besucht. Darunter auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Die Ausstellung ist eintrittsfrei montags und freitags von 8 bis 15 Uhr für Interessierte bis zum 31. August 2022 geöffnet.