Theodor Franz Maria Hespers
„Wo eine Möwe stehen kann, kann auch ich stehen“, sagte Theo Hespers einmal zu seinem Bruder Willi und seinem Freund Hans Ebeling, während die drei den Strand von Scheveningen entlang gingen. Da rollte eine Welle heran – die Möwe flog auf, Theo stand bis zu den Knien im Wasser. Eine Szene von 1933 aus dem niederländischen Exil, an die sich Hans Ebeling später erinnerte. Ist sie symbolisch für das Leben des Mönchengladbacher Widerstandskämpfers?
Tatsächlich standen die Zeichen der Zeit gegen Theo Hespers. Er hat in den Jahren seines Widerstands gegen Hitler-Deutschland in der niederländischen Emigration immer davon geträumt, in einem friedlichen und demokratischen Deutschland eben zu können. Ein Traum, der für den Mönchengladbacher nicht mehr Wirklichkeit werden sollte. Die Welle des Terrors hat ihn überrollt: Theo Hespers ist im Kampf gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime ums Leben gekommen. Er war ein ganz normaler Gladbacher Junge, der aus einer bürgerlichen, katholischen Familie kam, und dem der Weg zum Widerstand nicht unweigerlich in die Wiege gelegt worden ist. Dennoch ist er ihn gegangen.
Stationen seines Lebens
Der Bürger |
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1903 |
geboren am 12. Dezember in Mönchengladbach |
1914 – 1920 |
Stiftisch-Humanistisches Gymnasium |
1917 – 1927 |
Mitglied beim Quickborn |
1920 – 1923 |
Kaufmännische Lehre bei Felling & Pelzer |
1923 – 1926 |
Werkstattmeister-Kursus an der Preußischen Fachschule für Textiltechnik |
1925 |
Mitglied der Pfadfinderschaft Westmark |
1926 – 1927 |
verschiedene längere Auslandsreisen |
1930 |
Heirat mit Katharina Kelz |
1931 |
Geburt des Sohnes Dietrich-Franz |
1927 – 1933 |
Arbeit in der Mönchengladbacher Textilindustrie |
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Der Politiker |
1923 |
Abriss der Separatistenfahne |
1925 |
Mitglied in der Vitus-Heller-Bewegung |
1927 |
Stellvertretender Vorsitzender der „Internationalen Arbeiterhilfe“ |
1929 |
Landtags- und Kommunalkandidat für die „Christlich-soziale Reichspartei“ |
1930 |
Führung der „Front der Werktätigen“ |
1931 |
Mitglied der „Roten Gewerkschafts Organisation“ |
1933 |
Reichskandidat der „Einheitsliste der Arbeiter und Bauern“ |
1933 |
Spitzenkandidat bei der Kommunalwahl der „Kampffront der Werktätigen“ |
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Der Widerstandskämpfer |
1933 |
Flucht in die Niederlande |
1933 – 1940 |
Kontakt zur Katholischen Kirche der Niederlande und zu kath. Emigranten |
1933 – 1934 |
Verbindung nach Mönchengladbach und Rheydt |
1935 |
Kontakt zu Hans Eberling, Gründung „Bündischer Arbeitskreis“ |
1937 |
Mitbegründer der Deutschen Jugendfront“ |
1937 – 1940 |
Verbindung nach London |
1937 – 1940 |
Mitherausgeber der Widerstandszeitschriften „Kameradschaft – Schriften junger Deutscher“ |
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Der Verfolgte |
1940 |
Versuchte Flucht nach Großbritannien |
1940 – 1942 |
Leben im Untergrund in Belgien |
1942 |
Verhaftung in Antwerpen am 10. Februar |
1943 |
Prozess vor dem Volksgerichtshof |
1943 |
Todesurteil am 22. Juli |
1943 |
Hinrichtung in Berlin Plötzensee am 9. September |
Es war im April 1933, als der 29jährige Theo Hespers Mönchengladbach verlassen und aus HitlerDeutschland in die Niederlande fliehen musste – er sollte seine Heimatstadt niemals wiedersehen. 1943 wurde der Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Der Name „Hespers“ blieb; und auch heute ist die Familie noch fest mit der Vitusstadt verbunden: Theodor Franz Maria Hespers, den alle Theo oder auch plattdeutsch Döres nannten, war ein echter Gladbacher „Jong“.