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Endlich ein deutlicher Hinweis auf die Hintergründe der Aufschrift „Für alle“ auf dem Hochkreuz des Hauptfriedhofes Mönchengladbach

28. Mai 2022
Von Tobias Reckeweg In Erinnerungskultur

Endlich ein deutlicher Hinweis auf die Hintergründe der Aufschrift „Für alle“ auf dem Hochkreuz des Hauptfriedhofes Mönchengladbach

von Karl Boland

 

Wer von der Peter-Nonnenmühlen-Allee auf den Eingang des städt. Hauptfriedhofes zusteuert, der sieht dort auf einer kreisrunden Fläche ein Gefallendenkmal in der Form eines Hochkreuzes stehen, welches aus einem stilisierten, gemauerten Sarkophag herausragt. Vorn auf dem Sarkophag lautet eine Aufschrift: „Für alle“. Was dieser Satz zu sagen hat, erschloss sich über lange Jahre eigentlich niemandem, der oder die nicht Zeitgenoss*in des Zeitpunktes der Einweihung dieses Denkmals im Frühjahr 1934 gewesen war.

 

Die „Geschichtswerkstatt  Mönchengladbach“ und die Theo-Hespers-Stiftung hatten schon vor über 20 Jahren damit begonnen, auf die besonderen Umstände dieses Denkmals hinzuweisen, doch fanden sie dafür zumindest im offiziellen lokalen Politik- und Verwaltungsbetrieb kein offenes Ohr. Nun hat Oberbürgermeister Felix Heinrichs sich dieses Gegenstandes angenommen und im Frühjahr d.J. eine Hinweistafel mit folgendem Text (siehe Foto) aufstellen lassen:

Hinweistafel vor dem Hochkreuz-Denkmal auf dem städt. Hauptfriedhof Mönchengladbach
Foto: Karl Boland

 

Das Hochkreuz stammt aus dem Frühjahr 1934 und ist eine verkleinerte Kopie des sogenannten „Schlageter-Hochkreuzes“ auf der Glotzheimer Heide in Düsseldorf aus dem Jahr 1931. Albert Leo Schlageter gehörte zu den ehemaligen Freikorps-Soldaten, die im Jahre 1923 terroristische Anschläge auf die belgischen und französischen Soldaten im besetzten Ruhrgebiet verübten. Er wurde deswegen von den Franzosen zum Tode verurteilt und im Mai 1923 auf der Goltzheimer Heide (heutiges Messegelände) hingerichtet. Schlageter wurde zum Helden der nationalen Rechten und später gänzlich vereinnahmt als erster Held der Nazi-Partei.

Das Hochkreuz-Denkmal auf dem städt. Friedhof in Mönchengladbach war wiederum eine Antwort auf den „Löwen“, der als Kriegerdenkmal der Gladbacher Veteranenvereine des Ersten Weltkriegs im Frühjahr 1933 auf einem Postament schräg gegenüber der Kaiser-Friedrich-Halle eingeweiht worden war. Der Löwe hatte aber aus der Sicht der gerade zur Macht gekommenen Gladbacher Nazis den Schönheitsfehler, dass er definitiv den „Helden von 1914-18“, also allein den feldgrauen Gefallenen des Weltkrieges gewidmet war. Die Nazis hatten aber aus der sogenannten „Kampfzeit“ – also die Jahre von 1919-1933, jede Menge eigene, braune Helden zu feiern, die in den Kämpfen  und Terroraktionen der NSDAP zu Tode gekommen waren. Diese wurden im Rahmen des Nazi-Kultes den Gefallenen des Ersten Weltkrieges gleichgesetzt und sollen auch zusammen mit den „Feldgrauen“ gleich geehrt werden. Das Hochkreuz aus dem Frühjahr 1934 ist also als ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Löwen zu werten und der dort angebrachte Satz „Für alle“ als eine Kompromissformel zu betrachten, die sich um einen Interessenausgleich der Weltkriegsveteranen mit den Interessen der lokalen Nazi-Partei bemüht, was zu diesem Zeitpunkt noch möglich war.

 

Foto: Karl Boland

 

Die lokale NSDAP hat danach immer ihren „Heldengedenktag“ am Hochkreuz durchgeführt. Davon zeugen zahlreiche Fotos, die im Stadtarchiv zu finden sind. Diese zeigen die aufmarschierte lokale Nazi-Prominenz zusammen mit SA-, SS- und Wehrmachtsangehörigen vor dem mit Fahnen und Kränzen geschmückten Denkmal. Der Löwe dagegen wurde Ende der1960er Jahre sozusagen Opfer des Straßenbaus an der Herman-Piecq-Anlage; er wurde abgebrochen und auf dem Hauptfriedhof in eine große Grube gekippt, wo er heute noch ruht.

 

Das offizielle Totengedenken am Totensonntag im November wird heutzutage weiterhin am Hochkreuz durchgeführt. Nur mit dem Unterschied, dass man nun mit Hilfe der Informationstafel entnehmen kann, mit welcher Widmung man es dort zu tun hat. Auch kann man hier lernen, mit welchen groben Irrtümern Zeitgenoss*innen leben müssen, wenn ihnen wichtige historische Informationen vorenthalten bleiben. „Für alle“ meint also niemanden, der im Zweiten Weltkrieg zu Tode gekommen ist, denn dafür wurde es zu früh aufgestellt. Und die in diesen Satz eingeschlossenen „brauen Helden“ muss man sich wegdenken.

Denkmal Erinnerung Mönchengladbach
Verfasst von:

Tobias Reckeweg

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